Bogomir, wie sieht für dich die perfekte digitale Stadt aus?

Die politischen Abläufe sind größtenteils transparent einsehbar, jeder Bürger hat die Möglichkeit sich unkompliziert in die Politik einzubringen und sei es nur ein Daumen hoch oder runter unter sich anbahnenden Entscheidungen. Diese würden dann im Fall von zu hohem Unbehagen zur Meinungseinholung führen. Neuankömmlinge in der Stadt werden an der Hand genommen. Ungerechtigkeiten auf dem Wohnungsmarkt und im städtischen Haushalt werden visualisiert.

Du bist Gründungsmitglied des Open Knowledge Lab in Frankfurt – was macht ihr?

Wir – Hacker, Journalisten und Designer – tragen verschiedene städtische und kommunale Datensätze zusammen und machen sie frei zugänglich.

Was für Datensätze genau?

Aus den Daten, die die Stadt auf daten.frankfurt.de zur Verfügung stellt, visualisieren wir derzeit vor allem die Stadtteildaten. Wir sind außerdem auf dem Weg die Daten von handicap-frankfurt.de zu öffnen, d.h. offen und übersichtlich auf einer Karte zur Verfügung zu stellen. Tatsächlich Daten selbst erfassen und zur Verfügung stellen können wir mit einer eigenen Android-Version von Cycle Philly. So können wir der Stadt zeigen, wo die Frankfurter tatsächlich Fahrrad fahren und so hoffentlich für treffsichere Planung zukünftiger und Optimierung bestehender Fahrradwege sorgen.

Warum macht ihr das?

Wir möchten die Politik transparenter, die Bürger emanzipierter und das Leben in Städten einfacher machen.

Und wie können Code und Daten konkret dabei helfen das Leben in Städten einfacher zu machen?

Code und Daten können Missstände aufdecken. Voraussetzung dafür: die Daten müssen visuell aufbereitet werden. Sie können aber auch dabei helfen, neue Einsichten über die Stadt und die Nachbarschaft zu gewinnen. Parkplätze können besser verteilt werden, Bürger können sich gezielter Austauschen. Fahrradfahrer können der Stadt zeigen, wo gute Fahrradwege gebraucht werden. Die Möglichkeiten sind unglaublich vielfältig.

Deine Herzensthemen sind „Open Data“ – hast du bereits erklärt. Das andere, „Civic Hacking“ hingegen, ist mir noch nicht klar – was genau verbirgt sich hinter dem Begriff?

Üblicher ist bei uns der Begriff Civic Tech und das soll so viel heißen, wie Technologie die der Bürgerschaft zu Gute kommt. Aber unser Hackathon zum Open Data Day im März hatte den Titel #hackfrankfurt. Hacken ist dabei ein Ideal an dem wir uns ausrichten wollen: mit ganz wenigen Mitteln überraschende Lösungen finden. „Hack the planet“ ist ein gängiger Ruf aus der Hackerszene. Wir versuchen es im OK Lab Frankfurt erst mal auf kommunaler Ebene.

Wie viele Mitstreiter habt ihr mittlerweile im Open Knowledge Lab Frankfurt?

Das variiert ständig, wir waren mal zwanzig, zuletzt waren wir fünf und nach unserem letzten Hackathon arbeiten ungefähr elf Leute an Projekten.

Mittlerweile gibt es in Deutschland über 25 OK Labs – wie sieht der Austausch über die eigene Region hinaus aus?

Es gibt im Jahr zwei Treffen, zu denen sich alle Labs zu einem Barcamp treffen und über allerlei Themen austauschen. Das ganze Jahr über wird viel über den Gruppen-Messenger Slack geschrieben. Die älteren Labs arbeiten zum Teil auch in gemeinsamen Projekten.