SPEAKER_johannes_kleskeJohannes, was hat es mit der Transformation der Arbeit auf sich?

Ich beschäftige mich mit dem Thema „Transformation der Arbeit“ seit gut zehn Jahren. Seit rund 2,5 Jahren spielt für mich das Unterthema „technologiebedingte Arbeitslosigkeit“ eine zunehmend wichtige Rolle. Es ist faszinierend zu sehen, welche Entwicklungen in dieser Zeit ihren Anfang genommen haben. Eine offensichtliche Entwicklung ist zum Beispiel, dass die Tätigkeit „Arbeit“ sich vom Räumlichen trennt – sie wird flexibler und mobiler. Aber das ist nur einer von vielen Bezugspunkten zu diesem Thema. Diese Entwicklungen sind vielfältig und komplex. Vor allem aber sind sie sehr stark kontextabhängig.

Welche Auswirkungen hat die Technologie auf unsere Arbeit?

Viel wichtiger als die Auswirkungen der Technologie auf unsere Arbeit als etwas, das wir verrichten, ist die Frage wie wir sie verrichten. Was arbeitet der Mensch und was macht der Computer?

Übernimmt der Computer zukünftig alle langweiligen Tätigkeiten und wir machen nur noch spannende Sachen?

Für mich geht es dabei im Grunde nicht so sehr um Chancen oder Risiken. Es ist einfach, düstere Szenarien zu stricken oder phantastische Utopie zu erdenken, aber die Digitalisierung ist nicht einfach nur gut oder nur böse. Ganz kurz und mittelfristig stehen vor allem die Interessen einer Wirtschafts-Elite im Vordergrund. Die Technologie wird zunächst zur Gewinnmaximierung und zur Steuerung von Arbeit eingesetzt.

Steuerung von Arbeit? Was erwartet uns, wenn die Computer unsere Chefs werden?

Man kann unsere Situation mit der frühen Phase der Industrialisierung vergleichen. Damals wurden neue technischen Errungenschaften zunächst nicht dazu genutzt Arbeit zu vereinfachen oder gar um anstrengende körperliche oder gefährliche Arbeit abzuschaffen. Eine Elite aus Großindustriellen und Fabrikbesitzern hat die Technologie vor allem erstmal zur Profitoptimierung genutzt und die menschlichen Arbeitskräfte ausgebeutet. Gerechter wurden die Verhältnisse erst durch die langjährigen Anstrengungen der Arbeiterbewegung.

Wir brauchen also eine digitale Arbeiterbewegung?

Ja, im Grunde schon. Die Start-ups – aber auch Google, Amazon und die anderen Internetkonzerne – sind in einer ähnlichen Position wie die frühen Großindustriellen. Wir müssen daher vor allem verstehen, wie die Technologie funktioniert und was dahinter steckt, denn erst dann können wir auf die Entwicklungen Einfluss nehmen und sie gestalten.

Danke für den spannenden Vorgeschmack auf deinen Vortrag am 2. November, Johannes.