Thomas PleilDie Hochschule Darmstadt startete mit dem Studiengang Onlinekommunikation 2014 ein engagiertes Konzept. Die Herausforderung: Grundlegendes und Aktuelles so zu verbinden, dass es für die Zukunft der Absolventen trägt. Prof. Dr. Thomas Pleil erzählt bei seinem Vortrag „Transformation der Lehre“ auf dem Webmontag von Strategien, die helfen, schnell Fließendes in Gläser zu füllen.

Was erwartet Studierende, die dieses Semester angefangen haben, Onlinekommunikation zu studieren?

Faszinierend war für mich: Die Studierenden beider Jahrgänge waren nach ganz kurzer Zeit eine Community. Im Studiengang sind Leute mit ganz unterschiedlichen Hintergründen. Was unter Studierenden Zufall sein mag, ist bei den Dozenten bewusst so. Wir wollen so den vielfältigen Aspekten der Onlinekommunikation gerecht werden – und Innovationen entstehen zudem ja nicht unbedingt durch Homogenität. Ansonsten: Die ersten beiden Semester sind inhaltlich ein Grundlagenjahr, da geht es zunächst um Einführungen in die Onlinekommunikation aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln: zum Beispiel Technik, Ökonomie, Gesellschaft. Und natürlich das Web Literacy Lab – mit integrierten internen Barcamps. Wichtig sind dann im Verlauf des Studiums sehr viele Wahlmöglichkeiten und die Lernagenturen, in denen projektorientiert gearbeitet wird.

Der Studiengang geht ins zweite Jahr: Wie fällt Dein erstes Zwischenfazit nach einem Jahr Online-Kommunikation?

Ich bin erleichtert. Zwar hat es an manchen Stellen ein bisschen geholpert, aber wir sind ein neuer Studiengang mit einem komplett neuen Team und 80 Studierenden im ersten und weiteren fast 70 im zweiten Jahr. Wichtige Punkte sind für mich, dass nach zwei Semestern noch praktisch alle dabei sind und ich uns alle – da schließe ich beide Jahrgänge und die Kolleginnen und Kollegen ein – im besten Sinne als eine Community wahrnehme.

Facebook, WhatsApp, Snapchat oder Periscope: Die Trends bei Social-Media-Tools wechseln rasend schnell. Gerade im Studiengang Onlinekommunikation ist Aktualität ein wichtiges Kriterium: Wie klappt das?

Es braucht zunächst viele Grundlagen, um aktuelle Entwicklungen professionell einordnen zu können. Dazu zählt zum Beispiel ein grundlegendes technisches Verständnis und eines von Kommunikation als sozialem Prozess. Genauso muss ich etwas über Nutzerforschung und Daten oder über Geschäftsmodelle wissen. Dann habe ich das Handwerkszeug, um aktuelle Tools für eine professionelle Anwendung zu verstehen. Wo es sinnvoll ist, versuchen wir auch Anwendungsszenarien zu schaffen: So twittern und bloggen unsere Studenten ab dem ersten Semester. Wenn wir ein Projekt haben, bei dem Periscope, Instagram oder Medium sinnvoll erscheinen, dann nutzen wir das. Ich hoffe, dass wir so den Bogen zwischen Grundverständnis für Onlinekommunikation und Experimentierfreude auch über das Studium hinaus halten können. Vor allem ist mir aber wichtig, nicht die Tools zuerst zu sehen, sondern das Ziel, das ich erreichen möchte.

Was empfiehlst Du Unternehmen, wie sie in der Onlinekommunikation auf dem Laufenden bleiben können?

Vernetzung. Die Erfahrung zeigt: Je weniger die Leute von den Diskussionen zum Fach mitbekommen, desto eher treten sie in der praktischen Arbeit auf der Stelle. Gleichzeitig war es durch all die online und in Barcamps oder auf Webmontagen stattfindenden Diskussionen noch nie so einfach, durch Vernetzung ständig zu lernen.

Und was Deinen Studierenden?

Genau dasselbe. Mit dem Unterschied, dass wir üben können, wie man sich vernetzt – zum Beispiel Blogs per RSS zu abonnieren, einen Einstieg in die Fachdiskussion bei Twitter zu suchen oder sich selbst durch digitales Kuratieren einzubringen. Wir wissen heute, dass solche Strategien beim Berufseinstieg und der beruflichen Weiterentwicklung helfen.